Tierfotografie
Mrz
Die Tierfotografie bietet dem Fotografen immer neue Herausforderungen und Möglichkeiten, die Tierwelt in Szene zu setzen.
Die Fotografie des Wildlebens fängt oft beim eigenen Balkon, der eigenen Haustür, dem eigenen Garten, den nächstgelegenen Stadtpark oder Wald an. Für den Fotografen ist es wichtig zu lernen, die Augen für die unmittelbare Umgebung zu öffnen und wieder hinzuschauen. Man kann die Landschaft genauer erkundigen bzw. man sollte Wiesen, Blumen und Blüten beobachten und den Blick vom Boden bis hin zur Baumwipfelkrone schweifen lassen.
Hat der Fotograf keine Möglichkeit in fremde Länder zu reisen, so kann er auch näher gelegene Zoos besuchen, um die Tiere zu fotografieren. Es versteht sich von selbst, dass er den dort anzutreffenden Tieren nichts antut und sich rücksichtsvoll verhält. Um die Vögel beim Brüten nicht zu stören, sollte der Fotograf beispielsweise Abstand halten.
Welche Fotoausrüstung wird benötigt?
Die jeweiligen Bereiche der Tierfotografie erfordern unterschiedliches Equipment, deswegen ist die Frage nicht so leicht zu beantworten. Ich möchte Ihnen dennoch einen Überblick verschaffen, damit Sie das richtige Zubehör verwenden und keinen Fehler machen:
Für kleine Motive benötigt man ein stabiles Stativ, ein langes Teleobjektiv (mit einer Brennweite ab 300 mm), eine Nahlinse oder ein spezielles Makroobjektiv, zudem werden auch Zwischenringe und Fernauslöser benötigt. Die Verwendung eines Ring– oder Zangenblitzes kann sich hinsichtlich der kleinen Tierarten als nützlich erweisen. Gestänge oder Klemmen sind recht praktisch, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.
Für größere Motive benötigt man ein Teleobjektiv mit großer Brennweite und Bildstabilisatoren. Dem Hobbyfotografen wird bei der Verwendung von kleineren Brennwerten klar, dass die Tiere nur sehr klein abgebildet werden. Da Teleobjektive mit großer Brennweite nicht billig sind, kann man auch Telekonverter verwenden. Diese sind zwar günstig und leichter vom Gewicht, haben aber auch so ihre Nachteile. Zum einen kommt es zum Verlust der Bildqualität und des Autofokus ab einer Blende von 8.0, daher muss in diesem Fall mit der Hand fokussiert werden. Zum anderen tritt vermehrt Unschärfe durch Bewegung bei den Bildern auf. Es wäre sehr sinnvoll Telekonverter an hochwertigen Objektiven zu verwenden, da der Qualitätsverlust einfach zu hoch ist. Wenn man auf eine spannende Szene Ausschau halten möchte, wäre ein stabiles Stativ mit passendem Kopf und Schnellwechselplatte sinnvoller.
Eine Fototour genau planen
Bevor Sie sich auf den Weg machen, sollten Sie ihre Fototour genau planen bzw. alles dafür einpacken, was Sie für die Fotografie gebrauchen können. Zudem sollten Sie versuchen über die Tiere, die Sie fotografieren wollen, nähere Auskünfte einzuholen. Lesen Sie mehr über das Verhalten der Tiere, so dass Sie Reaktionen der Tiere besser einschätzen können. Beispielsweise lohnt es sich über die Fütterungszeiten der Tiere genauer zu informieren. Sie können besonders gelungene Schnappschüsse schaffen, wenn Sie die Raubtiere vor der Fütterung fotografieren, da diese hungriger und aktiver sind als nach der Fütterung. Während der Fütterung können Sie natürlich auch einige gelungene Schnappschüsse bewerkstelligen.
Regeln für die Tierfotografie
Ein Lichtreflex im Auge des Tieres lässt das Auge lebendig erscheinen, ansonsten würde das Auge einen leblosen oder unglücklichen Eindruck machen. Das Tierfoto wird von dem Betrachter als scharf empfunden, wenn die Schärfe auf den Augen des Tieres, der Zeichnung des Fells, einer Schnauze oder den Lippen liegt.
Die Haltung eines Tieres kann sich entweder positiv oder auch negativ auf den Betrachter auswirken: Negativ wirkt eine tiefe Kopfhaltung, da diese meist Angriffslust oder Aggression des Tieres vermittelt. Man fotografiert immer auf Augenhöhe des Tieres und niemals von oben herab oder von unten. Aus der Tierperspektive zu fotografieren, kann auch ganz interessant sein. Ein Raubtier sollte man auch als Raubtier fotografieren und nicht als Kuscheltier. Zeigen Sie also die Wildheit des Tieres, damit könnten Sie aber auch Kritik ernten (bsp. Raubkatzen mit Blut um das Maul), weil viele so etwas abstoßend finden und eher ein wildes Tier mit Naturbildpanorama erwarten. Bei der Tierfotografie gelten auch die allgemeinen Regeln der Fotografie, wie beispielsweise die Drittel Regel, der Goldene Schnitt und das Einbeziehen von Führungslinien. Fotografieren Sie abwechselnd in Hoch- oder Querformat und fügen Sie auch die Haupt-und Nebenelemente des Motivs hinzu, so dass diese optimal ins Bild passen.
Ganzkörperaufnahme, Ausschnitt oder Portrait?
Die Ganzkörperaufnahme ist die klassische Variante. Sie sollten darauf achten, dass alle Körperteile des Tieres zu sehen sind und nicht abgeschnitten wurden, ansonsten würde dem Betrachter ein Teil des Tieres fehlen. Nicht schlimm ist es dagegen, wenn die Pfote eines Hundes durch einen Ast oder einen Ball verdeckt wird. Der Ast oder Ball darf hingegen nicht die Augen des Hundes beeinträchtigen, da diese ein sehr wichtiges Element im Bild sind.
Wenn Sie aufgrund technischer Gründe oder störender Elemente keine Ganzkörperaufnahme machen können, sollten Sie einen Körperausschnitt erstellen. Die Körperteile des Tieres können Sie hierfür weglassen. Lassen Sie aber nur wenig Körperteile weg, da es nicht schön aussieht, wenn ganze Gliedmaßen wie amputiert aussehen. Bei Ausschnitten wird beim Bildaufbau die Berücksichtigung der Drittel Regel empfohlen.
Bei der Portraitaufnahme ist es sehr wichtig, dass der Schwerpunkt auf den Augen des Tieres liegt. Sie sollten dem Betrachter das Gefühl vermitteln, als würde er direkten Blickkontakt zu dem Tier aufnehmen.
Hindernisse gezielt auslöschen
Man trifft beim Fotografieren immer auf Elemente, die man eliminieren möchte, beispielsweise Gitter oder Gehege, da sie beim Betrachter immer negative Empfindungen und Gefühle erzeugen. Dagegen hilft nur eins: Das Motiv freistellen. Dies macht man folgendermaßen: Man geht mit der Frontlinse des Objektives möglichst nah an das Gitter heran und verwendet die Kameraeinstellung Zeitautomatik. Nun verwendet man eine offene Blende (kleine Blendenzahl) und legt die Schärfe des Bildes gezielt auf die Augen des Tieres. Somit wird das Gitter nicht abgebildet und auch der Hintergrund wird unscharf und verschwimmt. Das Freistellen des Motivs funktioniert am besten, wenn das Tier möglichst weit weg vom Gitter steht. Um gezielt Akzente zu setzen und Teile des Motivs zu betonen kann diese Methode auch sehr sinnvoll sein. Probieren Sie es doch einfach einmal aus.
Tipps & Tricks
Digitale Spiegelreflexkameras gestatten eine hohe ISO-Einstellung ohne störendes Bildrauschen. Um möglichst kurze Verschlusszeiten zu erreichen, sollte der Tierfotograf lange Brennweiten nutzen. So kann er die Bewegungen der Tiere einfrieren und das Risiko der Bewegungsunschärfe im Bild wird weniger.
Wir geben Ihnen noch eine Empfehlung: Stellen Sie die Serienbildfunktion Ihrer Kamera ein. Sie haben sich nach kurzer Zeit an die Empfindlichkeit des Auslösers gewöhnt, so dass Sie auch Einzelbilder fotografieren können. Der Vorteil dieser Variante besteht darin, dass Sie sofort eine Serienbildaufnahme machen können und mit dem Finger auf dem Auslöser bleiben. Sie werden überrascht sein, welche Ergebnisse Sie damit erzielen können. Die Serienbildfunktion ist eine sehr gute Möglichkeit, um Tierfotos zu erstellen, da man einfach zu langsam ist, um den Auslöser bei einem Einzelbild im entscheidenden Moment zu drücken.
Lange und schwere Teleobjekte werden häufig bei der Tierfotografie verwendet, dabei kann es sehr anstrengend und ermüdend sein, diese die ganze Zeit tragen und halten zu müssen. Zudem dauert es sehr lange, bis man eine spannende Szene fotografieren kann. Durch den Einsatz eines stabilen Stativs kann man entspannt warten und arbeiten. Der Stativkopf sollte jedoch einhändig und intuitiv bedienbar sein. Eine Schnellwechselverbindung wäre für das Stativ vorteilhaft, um die Kamera schnell vom Stativ trennen zu können.
Der Tierfotograf sollte zudem eine Eigenschaft besitzen, die sehr wichtig bei der Tierfotografie ist: Geduld.