Nachtfotografie

05
Feb

Ich möchte Ihnen in diesem Artikel eine kleine Anleitung für die Nachtfotografie geben, die sicherlich nicht perfekt ist, zumindest aber für den Anfang in der Dunkelheit ausreicht:

Nachtfotografie

Die blaue Stunde

Dass Dunkel nicht gleich dunkel ist wird dadurch deutlich, dass zwischen Dämmerung und rabenschwarzer Nacht ein großer Unterschied besteht, den man auch auf den Bildern bemerkt. Die Blaue Stunde ist für Nachtaufnahmen sehr beliebt, obwohl man eigentlich nicht wirklich von Nachtfotografie sprechen sollte, sondern eigentlich von Dämmerungsfotografie. Die Stunde ist die Zeit direkt nach dem Sonnenuntergang, das natürliche Restlicht hat dann in etwa die gleiche Helligkeit wie das Kunstlicht von Straßen- und Häuserbeleuchtung. Die Blaue Stunde bekommt einen besonderen Charme, da sowohl natürliches Restlicht, Kunstlicht durch Beleuchtungen in Häusern und Straßen vorhanden ist. Der extrem blau wirkende Himmel erlaubt eine einmalige Bildkombination, dabei ist zur blauen Stunde noch ausreichend Licht vorhanden, dass die dunklen Bildteile noch ausgeleuchtet sind, um wirklich alle Details zu offenbaren.

Dabei kann man die blaue Stunde nicht nur abends, sondern auch morgens nutzen, wobei der Himmel allerdings abends viel intensiver und vor allem blauer wirkt. Die Dauer der Blauen Stunde hängt von der Jahreszeit ab und ändert sich ebenso wie Sonnenauf- und untergang täglich.

Fotos immer mit Stativ

Das Stativ ist bei der Nachtfotografie ein absolutes Muss, am besten wäre ein standfestes Dreibein-Stativ, da man nur mit Belichtungszeiten von mehreren Sekunden zu tun hat. Jede kleine Erschütterung kann das Bild versauen, deshalb sollte die Kamera auch bombenfest gesichert sein. Man sollte ruhig ein wenig mehr Geld ausgeben, da man so ein Stativ nur einmal in seinem Leben kaufen muss, ganz im Gegensatz zur Kamera, die man irgendwann wieder neu kaufen muss.

Fernauslöser

Es empfiehlt sich ein Fernauslöser für die Kamera, um jede kleine Erschütterung zu vermeiden, dabei ist es egal ob Funk, Infrarot oder Kabel, Hauptsache die Kamera wird nicht berührt. Am Anfang kann man auch den Selbstauslöser verwenden, der sich mit einer Verzögerung von ein paar Sekunden aktiviert, wobei dieses auf Dauer nervt so lange warten zu müssen. Zudem gibt es ja auch Situationen, in denen man den genauen Auslösezeitpunkt abpassen muss – ein Infrarotauslöser ist eigentlich ganz praktisch, der noch nicht mal 20 Euro gekostet hat.

ISO und Rauschen

Das Rauschen im Bild wird durch lange Belichtungszeiten von 10-30 Sekunden gefördert, besonders Nachtaufnahmen, die oft große dunkle Flächen haben, ermöglichen ein rauschen. Man sollte daher mit der möglichst geringen ISO-Zahl fotografieren, allerdings gibt es für diese Regel auch Ausnahmen. Es kann durchaus Sinn machen die ISO-Zahl zu erhöhen, um dann eine kürzere Verschlusszeit zu erreichen. Auch wenn irgendwann die schwarze Dunkelheit erreicht ist, kann man durch Erhöhung der ISO-Zahl die maximale Verschlusszeit verkürzen. Das ist von Kamera zu Kamera unterschiedlich: Bei den Canon Kameras ist zum Beispiel der ISO 100 ein optimaler Wert. Viele Kameras besitzen auch eine Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung, wobei dies natürlich die Energie der Kamera ganz schön beansprucht. Die Kamera fängt dann erst mal 30 Sekunden lang an zu rechnen, bei einem Bild ist das ja noch in Ordnung, doch wenn es mehr Bilder werden, dann nervt es nur noch. Besser wäre es das Bild nachträglich am Rechner zu bearbeiten.

Manuell oder doch lieber Automatik?

Für die Nachtfotografie eignet sich meistens der manuelle oder auch halbautomatische Modus der Kamera: Im A-Modus wählt man die Blende fix und die Kamera passt sich der Belichtungszeit automatisch an. Diesen Modus kann man zum Beispiel verwenden, wenn man die Tiefenschärfe des Motivs kontrollieren will und die Belichtungszeit eigentlich keine Rolle spielt, wie jetzt bei unbewegten Motiven. Die Blende hat neben der Tiefenschärfe aber auch einen großen Einfluss auf die Abbildung künstlicher Lichtquellen, wie jetzt die Strassenlaternen. Der Lichtschein erscheint bei einer kleinen Blende um die Lichtquelle herum sternförmig, bei einer großen erscheinen die sogenannten Halos. Der S-Modus hat den Vorteil, dass er die Belichtungszeit selbst auswählt und die Blende dementsprechend anpasst – diesen Modus sollte man auswählen, wenn die Bewegung des Motivs eine Rolle spielt. Die typischen Leuchtspuren von Autos sind in der Nachtfotografie ein gutes Beispiel für eingefangene Bewegung.

Der manuelle Modus ist super dafür geeignet, um alles selber einzustellen, was bei der Nachtfotografie immer sehr praktisch ist, da der Belichtungsmesser nicht immer so misst, wie man das gerne haben möchte. Um den Belichtungsmesser der Kamera zu überlisten wählt man am besten den manuellen Modus- die Belichtungskorrektur für die Halbautomatik wäre auch eine ganz gute Alternative.

Spiegelvorauslösung

Die Spiegelvorauslösung kann sehr hilfreich gegen Verwacklung sein, die den Spiegel zunächst hochklappt und erst kurze Zeit später auslöst. Dadurch wird die Erschütterung, die durch den Spiegelschlag geschaffen wird vermieden. Ob die Spiegelvorauslösung überhaupt einen Sinn macht, hängt immer von der Belichtungszeit und Brennweite ab: Führt man im Bereich von 20-30 Sekunden eine Belichtung durch, so wird die winzige Erschütterung am Anfang der Belichtung im Bild nicht auffallen. Auch bei sehr weitwinkligen Brennweiten hat man keinen Vorteil durch die Spiegelvorauslösung.

RAW oder doch lieber JPG?

Bei dem RAW-Format hat man in der Nachbearbeitung viel mehr Arbeit, es enthält aber viel mehr Farbinformationen als jetzt das JPG-Bild. Die höhere Bit-Zahl hilft Bildern mit hohem Anteil an dunklen und hellen Pixeln, denn so können auch in diesem Bereich noch Details gespeichert werden, die sonst in Schwarz oder Weiß versinken würden. Das hilft dann sehr gut bei der Nachbearbeitung, wenn man das Foto noch etwas abdunkeln oder aufhellen möchte. Mit einer Bildbearbeitungssoftware kann man aus einem RAW-Bild noch eine Menge herausholen.

Autofokus und manueller Fokus – was ist besser?

Wenn man keinen Fokuspunkt bei dem Autofokus findet, dann kann es leicht zu Verwirrungen kommen: Versucht man den Autofokus auf den schwarzen Nachthimmel auszurichten, dann wird dies nicht funktionieren. Um dies zu schaffen gibt es verschiedene Möglichkeiten: Da die meisten Kameras eine automatische Messfeldsteuerung haben, verwendet der Autofokus automatisch die verschiedenen Messfelder, um den optimalen Fokuspunkt zu finden. Zuerst wird ein großer Bereich des Bildes untersucht, was sehr gut funktioniert, wenn man ein Motiv hat, das nicht so eine extreme Tiefe besitzt. Wenn man jedoch ein Bild mit einer Tiefe hat, kann die Kamera nicht wissen, ob man auf den Vorder- oder Hintergrund den Fokus ausrichten möchte. Die manuelle Verschiebung des Messfeldes ist eine weitere Möglichkeit: Man kann bei den meisten Kameras den Messpunkt im Sucher manuell auf eine andere Position ausrichten, um den Bildausschnitt scharfzustellen, der auch scharf sein soll. Da die meisten günstigen Einstiegskameras nur 3 oder 5 Messfelder haben, ist die Auswahl doch sehr eingeschränkt.

Es gibt noch eine andere Methode: Man verwendet den Messpunkt in der Mitte des Suchers, der bei den meisten Kameras auch der beste ist. Mit diesem fokussiert man den Bildbereich, den man scharf haben möchte, anschließend wird der Autofokus abgestellt und das Bild aufgebaut. Solange man das Motiv nicht wechseln muss, braucht man sich nicht mit dem Autofokus rumärgern, man sollte aber daran denken den Autofokus wieder zu aktivieren, denn ansonsten wird das nächste Bild unter Umständen unscharf. In diesem Punkt müsst Ihr auch ein wenig ausprobieren, das ist immer stark vom Motiv abhängig. Falls Sie ein Stativ verwenden, sollte man auch den Bildstabilisator abschalten, der auch dann arbeitet, wenn die Kamera ruhig gestellt ist, was wiederum negativ ist. Auch wenn dies nicht unbedingt sehr wichtig ist hilft es doch das letzte bisschen Schärfe aus einem Motiv zu quetschen.

Wie funktioniert die richtige Belichtung?

Man stellt die Kamera auf und richtet sie aus und beginnt meistens mit der Blende 8 oder 11. Nun verwendet man für die ersten Aufnahmen den A-Modus, setzt die Belichtungsmessung auf die Matrixmessung, welche das komplette Bild misst. Man betätigt den Auslöser, schaut sich das Bild an, merkt sich die Einstellungen und wechselt auf den M-Modus. Je nachdem wie das Testbild aussieht wechselt man in den manuellen Modus, um die Belichtungszeit zu ändern und um weitere Aufnahmen zu machen.

Zu einem ganz guten Ergebnis kommt man nach 3-4 Bildern, man sollte jedoch auch mal die Schärfe durch Zoom ins Bild überprüfen. Das Histogramm ist bei Nachtaufnahmen sehr hilfreich, da man angezeigt bekommt, wie viele Details im hellen und dunklen Bereich verlorengehen. Bei Dunkelheit kann man kaum ein Bild machen, dass in allen Bereichen richtig belichtet ist, da man einfach zu viel ganz schwarze und helle Bereiche hat. Hier muss man sich entscheiden ob man andere Techniken verwendet, dennoch ist das Histogramm für eine erste Beurteilung sehr nützlich.

Jetzt sollten Sie in der Lage sein die ersten beeindruckenden Nachtaufnahmen zu machen. Ich finde, dass Nachtfotos durch die Lichter eine besondere Wirkung erhalten, welche auch bei schlechtem Bildaufbau faszinierend sind. Sobald man den Bildaufbau beherrscht ist dies natürlich noch besser: Ich empfehle Euch mit den Belichtungs- und auch Tageszeiten zu spielen. Das Licht wechselt bei der blauen Stunde jede Minute und auf dem Foto sieht das anders als in der Realität aus. Macht vom gleichen Motiv einfach mal ein paar Bilder aber zu unterschiedlichen Zeiten und findet ganz schnell heraus, welche Zeit sich zum fotografieren in der Dunkelheit am besten eignet. Es ist eigentlich nicht sonderlich schwer.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren!