Essen gekonnt fotografieren

20
Mai

Man kann tolles Stillleben wie selbst gekochtes Essen mit der Kamera festhalten. Damit jedoch keine verunglückten Aufnahmen gelingen, möchten wir Ihnen die Tricks von Profi-Fotografen verraten, die Ihnen weiterhelfen sollen, ansonsten heißt es üben was das Zeug hält, denn die Praxis ersetzt ja bekanntlich nichts!

Lichtsetzung

Um das Essen zu fotografieren sollte man sich einen geeigneten Platz suchen und natürliches Tageslicht verwenden. Man sollte den eingebauten Blitz der Kamera meiden, da dieser nur direkt auf das Essen gerichtet werden kann, wodurch hässliche Schatten und überbelichtete Partien im Bild entstehen. Am einfachsten wäre es, wenn man einen Tisch in der Nähe eines Fensters positioniert und das Tageslicht nutzt.

Mit einem kleinen Reflektor auf der gegenüberliegenden Seite zum Fenster kann man das Essen gleichmäßig ausleuchten, damit nicht eine Hälfte des Gerichts in der Dunkelheit verschwindet.

Ich gebe Euch einen Tipp mit einer Styroporplatte zu arbeiten, damit man nicht gleich einen teuren Reflektor kaufen muss. Die Fläche sollte so viel Licht wie nur möglich reflektieren und man sollte dafür sorgen, dass man die Platte irgendwo anlehnen kann, damit man die Hände für das Anrichten des Gerichts und den Fotoapparat frei hat.

Man kann auch mit Kunstlicht arbeiten, man sollte aber dafür sorgen, dass man ein diffuses Licht hat, was bedeutet, dass eine Fotoleuchte mit Diffusor und ein Reflektor für eine beidseitige Ausleuchtung vorhanden sein sollte. Hier sollte man ebenfalls den Blitz vermeiden, weil das Blitzlicht sehr kühl ist und daher gezielt nach Motiv eingesetzt wird. Wir empfehlen Ihnen die Fotoleuchte mit Diffusor zwischen 2.700 und maximal 5.200 Kelvin je nach Motiv und Bildidee zu verwenden, um eine warme Stimmung zu erzeugen.

Dekoration

Die Dekoration ist ein weiterer wichtiger Aspekt, doch bevor wir dazu kommen sollte man noch einige Dinge beachten: Meistens ist es nicht mit dem Essen auf einem Teller getan, man sollte daher zur Speise einen passenden Teller auswählen, eine Tischdecke und ein Besteck. Was zunächst banal erscheint ist wichtig, man sollte für einen guten Kontrast zwischen der Speise und der Umgebung sorgen, was bedeutet helle Nahrung auf einem dunklen Teller oder umgekehrt bringen, zudem sollte man die Farben ebenfalls beachten.

Man sollte sich in den Deko-Läden anschauen, welcher Wohnungsstil gerade in ist, der klinisch neutrale Look der Food-Fotografie von früher ist heute nicht mehr gefragt. Ein Holztisch ist bestens geeignet, da dieser dem Auge Orientierung bietet und gleichzeitig für eine gute Stimmung sorgt, was am warmen Ton liegt. Der dunkle Teller sorgt für einen guten Kontrast zwischen Tisch und Peperoni.

Mit der Schärfentiefe ein wenig spielen

Auch wenn einige Köche das Essen scharf würzen, muss das auf dem Bild noch nicht alles scharf aussehen. Das bewusste Spiel mit der Schärfentiefe ist nicht nur bei Porträtaufnahmen, sondern auch bei der Food-Fotografie wichtig, denn damit können die pikanten Merkmale eines Gerichts betont werden. Der Hintergrund sollte auf jeden Fall stimmen, man sollte auf einen nicht allzu unruhigen Background achten, was bedeutet, dass nicht zu viele unterschiedliche Formen und Farben zu sehen sein sollten. Man sollte lieber für ein homogenes Erlebnis sorgen. Eine weit geöffnete Blende und genügend Abstand zwischen dem Hauptmotiv im Blickwinkel und dem Hintergrund lässt diesen unscharf erscheinen, was man ja nicht erreichen möchte. Die Schärfentiefe ist von der Sensorgröße der Digitalkamera abhängig und der größtmöglichen Blendenöffnung des Objektivs, daher gilt, je größer die Blendenzahl, desto schärfer wird auch der Hintergrund sein.

Essen drapieren

Auch wenn die Vermutung naheliegt, dass das Essen der Food-Fotografen mit Farbe, Kleber und anderen Hilfsmitteln in Form gebracht wird, verzichten Profis auf Hilfsmittel, die künstlich wirken. Beim Anrichten des Essens sollte man sich über die Perspektive die man fotografieren möchte Gedanken machen, je nachdem sollte man die Soßen oder Früchte verteilen und Türme bauen. Man kann natürlich auch einen flachen Aufbau des Gerichts wählen, keine gute Idee ist allerdings ein Schnitzel, das in der Soße ertrinkt, deshalb wäre auch hier wieder ratsam, dass weniger manchmal mehr ist.

Am besten nutzt man eine Pinzette, um Details auf dem Teller zu platzieren, so verringert man das Risiko, dass man etwas durcheinander bringt. Gerade bei filigranen Zutaten kommt es auf eine ruhige Hand an, daher sollten Soßen klare und keine krummen Linien auf einem Teller haben. Beim Transport des Gerichts von der Küche bis zum Fotoplatz sollte man darauf achten, dass keine Soße verläuft und man keine Fingerabdrücke auf dem Teller hinterlässt. Dauert das Shooting etwas länger, kann man mit einem Pinsel und ein wenig Oliven- oder Pflanzenöl dem Fleisch oder Fisch wieder zu neuem Glanz verhelfen. Wie bereits gesagt, man sollte immer mit echten Lebensmitteln arbeiten, damit man auch später von dem leckeren gekochten Essen noch etwas hat, da ein künstliches Essen keiner mag.

Die richtige Perspektive

Je nachdem wie man das Essen auf dem Teller drapiert hat, kann man eine Tabletop- oder eine seitliche Aufnahme dazu nutzen, das Gericht wieder ins richtige Licht zu rücken. Es gibt nicht nur einen Winkel aus dem jedes Motiv gut aussieht, bei der Orientierung hilft die Drittregel, nach der das Bild in drei gleiche Bereiche eingeteilt wird, auch als goldener Schnitt bekannt. Gitterlinien bieten gute Orientierung, die man auf dem Display einblenden kann, falls man sich selber nicht sicher ist. Dies sind allerdings nur Hilfen, die einem den Einstieg erleichtern und dabei helfen, einen Blick für die Motive zu entwickeln.

Je nach Bildwirkung muss man das passende Objektiv wählen, wie beispielsweise Weitwinkelobjektive, die aber weniger für die Food-Fotografie geeignet sind, es sei denn man möchte auf gerade Linien am Rand verzichten, oder man möchte einen Brownie in die Breite ziehen. Die Gefahr wird dadurch gesteigert, dass man zu viele Details auf das Bild bannt, die ja vom eigentlichen Gericht ablenken.

Teleobjektive sind hierfür wesentlich besser geeignet. Man erreicht mit Brennweiten zwischen 50 und 90 Millimetern gute Ergebnisse, so konzentriert man sich automatisch auf das Gericht oder auf ein Detail des Gerichts.

Makro-Aufnahmen sind völlig ungeeignet. Wenn man zu dicht an das Motiv heranzoomt, dann können Details aufgedeckt werden, die man beim ersten betrachten gar nicht wahrgenommen hat. Das Problem wäre: So gut ein Brownie auch schmecken mag, es können kleine Krümel oder Risse im Teig zu sehen sein, die dann ein schönes Motiv trüben könnten. Es kommt also immer darauf an, was man mit dem Bild ausdrücken möchte. Man sollte bewusst darüber entscheiden, ob man Weitwinkel- oder Makro-Objektive wählt.

Noch mal alles zusammengefasst

Eine gute Vorbereitung ist für die Gestaltung eines Bildes sehr wichtig, man sollte Licht setzen und Farbgebung, da es auch auf den Kontrast ankommt. Was die Perspektive betrifft, sollte man auch mal ungewöhnliches wagen, bei der Belichtung sollte man sich darüber im klaren sein, welche Stimmung am besten zum Gericht passt. Dieses wird mit Sorgfalt angerichtet, die Linien, Highlights und Formen müssen einheitlich sein, was die Kameraeinstellungen angeht, sollte man die Blende, Belichtungszeit und den Weißabgleich im Auge behalten.

Macht mehr aus den Bildern und verzweifelt nicht, wenn der Schnappschuss beim ersten Mal nicht gelingt, hauptsache man hat beim Fotografieren Spaß.